Samstag, Oktober 25, 2008

Rückspiegel

Die Nacht war dunkel. Schwärzer als der dickflüssigste Kaffee und ich allein in einem der gruseligsten Stadtteile unterwegs. Ich hatte meine lieblings CD im Player. Summte entspannt vor mich hin und kurvte die breite Hauptverkehrsstraße hinunter. Ich fahre gern im Dunkeln der Nacht durch die Stadt. Die Straßen sind leer und die Radfahrer schon etwas wacklig.

Ich war grade unter der Autobahnbrücke durchgefahren, da bemerkte ich einen Wagen hinter mir. Ich bin vielleicht nicht die schnellste oder rasanteste Autofahrerin. Aber ist das denn gleich ein Grund, mir bis auf die Stoßstange zu fahren? Ich hasse das grelle Licht, welches vom Rückspiegel genau in meine Augen fällt. Genau wie ich diese Spiegel-Umklapp-Funktion hasse, die nicht so funktioniert, wie ich es mir wünschen würde. Etwas irritiert ließ ich meine Blicke auf die Geschwindigkeitsanzeige schweifen. Naja. Genau 50 war vielleicht wirklich etwas langsam. Großzügig wie ich bin, setzte ich meinen Fuß etwas stärker aus Gaspedal. 55 ließ sich bestimmt draus machen. Kenn ich schließlich selbst, wenn mans mal eilig hat.

Aber der Wagen hinter mir ließ mich nicht los. Warum überholte er nicht einfach? Die Straße war frei. Außer uns gab es weit und breit keine anderen Fahrzeuge. Und Polizei sowieso nicht, die im dunkeln der Nacht mit Geschwindigkeitskontrollen lauerte. Das dachte ich zumindest.

Ich hatte mich schon fast bis zur 60kmH Grenze drängen lassen, da bemerkte ich, wie das Licht hinter mir greller wurde. Lichthupe. Was für ein Arsch. Was wollte der von mir? Mochte er keine violetten Wagen oder hatte er eine Abneigung gegen Frauen am Steuer? Wütend blickte ich in den Rückspiegel.

Aber Moment. Warum hatte er plötzlich etwas auf seinem Dach stehen? Was stand dort geschrieben….Hallo Taxi war es nicht, da war ich mir sicher. STOP Polizei? Oha. Na das konnte ja noch interessant werden.

Aber wo um alles in der Welt kann man sein Auto auf einer Hauptverkehrsstraße stoppen? Mitten auf der Fahrbahn? Sehr gefährlich. Auf dem dunklen Supermarktparkplatz der Seitenstraße? Noch gefährlicher. Auf dem Radweg? Ja…dieser Gedanke schien mir am vernünftigsten. Aber würde ich dann nicht sofort ein Knöllchen wegen unerlaubtem Radwegs befahren bekommen? Mit diesem Risiko musste ich leben.

Dienstag, Oktober 21, 2008

Rankenmuster und Toilettenfenster

Drei Wochen sehnsüchtig gewartet…und dann bitter enttäuscht. Die Welt kann ja so gemein und grausam sein. Eine halbe Ewigkeit hatte ich auf mein Päckchen gewartet. Ich weiß gar nicht mehr, wie oft ich die Dame vom Paketshop belästigt hatte. Aber irgendwann kannte sie meinen Namen. Das machte mir irgendwie Angst.

Ich erinnere mich noch genau an das Gefühl, als ich mein Päckchen dann endlich in den Händen hielt. Endlich war bei mir, was zu mir gehörte. Die schönsten und tollsten Gardinen, die ich jemals gesehen hatte. Zumindest laut Katalog. Voller Vorfreude schnitt ich das Paketband auf…hob den Deckel ab - Und war enttäuscht wie schon lange nicht mehr. Also Gardinen waren das bestimmt. Zumindest sah es so aus wie Gardinen. Aber das waren doch nicht meine. Diese Dinger waren Weiß. Wer um alles in der Welt kauft weiße Gardinen? Dazu noch mit Rankenmuster in Champangner?! Gut, zugegeben - Hätte ich ein Toilettenfenster, so würde ich so etwas übers Klo hängen. Aber das auch nur, weil sie so hässlich sind, damit ich nicht zu viel Zeit im Bad verbringe. Ich habe aber kein Toilettenfester. Und somit auch keine Verwendung für weiße, furchtbar hässliche, grauenerregende, abstrakt verschnörkelte „was-auch-immer“.

Auch der böse Anruf bei meinem ehemalig lieblings Versandhaus brachte mich nicht nähr an das Objekt meines Verlangens. Verdammt. Da freue ich mich Wochenlang auf ein Päckchen und werde enttäuscht. Auf in drei weitere, schmerzhaft lange Wochen, in denen ich auf das nächste Päckchen warte.

Sonntag, Oktober 19, 2008

Melli und die Gardine

Ich mag Versandhäuser. Versandhäuser sind bunt, Versandhäuser sind vielfältig und Versandhäuser sind einfach. Das dachte ich zumindest bis vor ein paar Tagen.

Ich musste nur einen Blick aus meinem Fenster riskieren, schon überkam mich eine Sehnsucht, wie ich sie noch nie gespürt hatte. Graue Wolken, herabfallende Blätter..ich brauchte neue Gardinen. Und zwar dringend. Aber wo um alles in der Welt kauft man solche Dinger? Und zwar fertige Dinger. Nicht solche, an denen ich mich erst fünf mal festnähe, bevor sie an meinem Fenster hängen.

Ich erinnere mich noch genau an meine Schulzeit und den mehr als grauenerregenden Textil Unterricht. Woche für Woche war ich gefangen. In einer viel zu kleinen, leicht müffelnden Nähstube mit 12 anderen Mädels. Das ich hier nicht hingehörte, wusste ich bereits nach der ersten Unterrichtsstunde. Meine Nähnadel steckte öfters im Finger als in meinem Meisterstück von „Handtasche“. Noch nie zuvor hatte ich so viele Pflaster an nur einer Hand. Und wenn ich ehrlich sein soll, so sah meine Hand am Ende ehr aus wie eine Handtasche, als die eigentliche Handtasche. Wie sehr ich Handtaschen seit dem hasse. Aber egal. wieder zurück zu meinen Gardinen.

Meine Rettung kam wie so oft aus dem Internet. Schon oft hatte ich allen möglichen Krimskrams in meinem lieblings Versandhaus bestellt. Und zum Glück hatten sie auch Gardinen. Ein kurzer Klick auf das netteste Stück Stoff, das ich finden konnte und schon war es geschafft. Dachte ich. Eigentlich hätte ich wissen müssen, dass es zu einfach war. Seit drei Wochen warte ich jetzt schon auf diese verfluchten Dinger. Wenn sie nicht spätestens zum ersten Schnee geliefert sind, tausche ich sie gegen einen neuen, sexy Bikini….