Montag, Juli 23, 2007

Nur kurz einen skeptischen Blick

Die Tage im Büro werden von Tag zu Tag länger. Oft kommt es mir so vor, als hätte ich bereits Stunden auf meinem Schreibtischstuhl gesessen. Als hätte mein Po schon lange die Form des Ergonomischen Stuhls angenommen. Es ist wie im Herbst, wenn die Tage und die Mundwinkel immer länger werden. Und das unaufhaltsam. Plötzlich gibt es auf der Arbeit nur noch ein ich und kein wir Gefühl. Jeder ist für sich alleine in einer kleinen Welt gefangen. Selbst Veränderungen im Umfeld werden nicht mehr wahr genommen. Das ist echt schade.

Als ich in der letzten Woche bemerkte, dass ich unbedingt einen Tapetenwechsel brauchte, machte ich früher als gewohnt Feierabend und flüchtete zum Frisör. Und zu diesem Unisex Friseur in der Innenstadt gehe ich immer mit einem Lächeln. Gut..ertappt. Eigentlich gehe ich überall mit einem Lächeln hin. Nur nicht ins Büro. Und vielleicht auch nicht zum Zahnarzt. Und auch nicht zum… was rede ich denn da? Ich schweife wieder mal nur unnötig vom Thema ab.

Ich mag die Atmosphäre in diesem kleinen, farbenfrohen Geschäft. Jeder hat ein Lächeln im Gesicht. Schon nach wenigen Sekunden stand ein flottes Bienchen mit brünettem Haar und kleinen Strähnchen im Pony vor mir, lächelte mich an und sagte meinen Namen. Toll! Und während jeder Erklärungsversuch, was man denn haben möchte, scheitert, dröhnt laute Musik aus den zahlreichen Boxen. Genau so stelle ich mir einen gelungenen Feierabend vor. Knapp drei Stunden wurde geschnattert, Zeitung gelesen, Haare gestreichelt, Kopfhaut massiert und Musik in jeglichen elektronischen Tonlagen gehört. Das Ergebnis haben viele von Euch bestimmt schon in einer meiner Fotosammlungen entdeckt.

Aber eigentlich war es gar nicht das, was ich erzählen wollte. Worauf ich hinaus will, ist die traurige Tatsache, dass niemand im Büro auch nur ein Wort über meine neue Frisur verloren hat. Während einige nur kurz einen skeptischen Blick riskierten, schenkten mir andere noch nicht einmal Bruchstücke ihrer Aufmerksamkeit. Herrje. Kann es möglich sein, dass stundenlanges und vorallerdings jahrelanges „vor dem Rechner sitzen und noch nicht einmal Kaffeetrinken“ dazu führen kann, das man abstumpft? Das man vergisst, wie die Mundwinkel sich anfühlen, wenn sie mal nicht nach unten zeigen? Warum nur fürchte ich, dass ich dieses Verhalten noch viele Jahre studieren darf….

Donnerstag, Juli 12, 2007

Anzugträger. Aber nicht irgendwelche.

Die Fahrt nach Hannover verlief kniffeliger, als ich es mir vorgestellt hatte. Drei Stunden Busfahrt trennten mich von einer riesigen Kongresshalle und hunderten von Menschen in viel zu teuren Anzügen. Eine Tatsache, die ich erst viel später heraus fand. Da ich von Anfang an recht unsicher war, entschied ich mich für ein extra feines Outfit. Es spielte keine Rolle, was mich dort erwarten würde. Mit einem nagelneuen weißen Kostümchen kann man (öhm..Frau) doch nie etwas verkehrt machen.

Voller Tatendrang stieg ich als eine der Ersten in den extra angemieteten Bus und setzte mich bewusst in eine der hintersten Reihen. Hier würde es mit Sicherheit am einfachsten sein, einen Gesprächspartner für drei Stunden zu finden. Wenn ich schon meine Zeitung vergessen hatte, dann musste wenigstens ein wenig Unterhaltung her. Wie sonst konnte man drei Stunden Autobahn überbrücken? Und wohin sonst setzten sich die kommunikativen und vielleicht auch etwas chaotischen Kollegen, wenn nicht in die letzte Reihe?

Ich hatte mir alles so schön ausgemalt. Doch ausgerechnet am ersten Zwischenstopp, nach gefühlten zwei Minuten, ließen sich drei Herren vor mir, hinter mir und neben mir nieder, die ganz und gar nicht in mein Bild des kommunikativen Kollegen passten. Anzugträger. Aber nicht irgendwelche. Die besonders hochnäsige Sorte mit Krawatte und Jackett Marke knitterfrei und schmutzabweisend. Ich weiß nicht, ob es so etwas in Wirklichkeit gibt. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass es sich für viel Geld bei Ebay erwerben lässt.

Warum um alles in der Welt setzten sich Herren mit solch einer aktengeformten Aura in die hinterste Reihe eines Busses? Solche Gestalten nehmen doch grundsätzlich vorne Platz. Schon allein aus dem Grund, weil vorne die Luft angenehmer ist. Zwar nicht für mein Empfinden, aber ich kann es mir gut vorstellen.

Drei Stunden können so lang sein. Drei Stunden können nicht einfach nur lang sein, sondern zu einer Ewigkeit mutieren. Drei Stunden lauschte ich den Worten der feinen Herren und versuchte krampfhaft, Anschluss an ein Gespräch zu finden. Aber es klappte nicht. Drei Stunden redete einer der Männer von seiner Tochter. Und alle lauschten gespannt seinen Worten. Alle..außer meiner Wenigkeit.

Umso mehr Zeit verstrich, desto angespannter rutschte ich auf meinem Sitz hin und her. Es musste doch etwas geben, über das ich mich mit den Männern unterhalten könnte. Wenn der Busfahrer doch wenigstens das Radio eingeschaltet hätte…aber noch nicht einmal das gehörte zum Luxus des gehobenen Busfahrens. Herrje…

Das Wetter wäre ein gutes Thema gewesen. Funktioniert immer. Aber in Hinsicht auf das miese Wetter der letzten Wochen wäre das mehr als daneben gegriffen. Musik? Nein. Fernsehen? Nein. Kino? Erst recht nicht. Und was war mit rosafarbenen Krawatten? Oh Gott.. wie tief konnte man eigentlich während einer Busfahrt in die Rückenlehne rutschen?

Ich kann mir nicht erklären wie die drei Stunden vorüber gingen. Doch ich überlebte es und konnte die Roadshow mit all ihren Highlights erleben. Ein wirklich gelungenes Event mit nettem Essen und kleinen Aufmerksamkeiten. Auch wenn ich einem gewissen Herren nicht die Hand schütteln durfte, so war ich mehr als begeistert und hoffe, irgendwann noch einmal dabei sein zu dürfen.

Sonntag, Juli 08, 2007

Könnten es auch leicht bekleidete Damen sein? (Teil 2)

Dieser Begriff ließ mir einfach keine Ruhe. Roadshow..was könnte sich dahinter verstecken? Was für Abenteuer und Herausforderungen kamen da auf mich zu? Auf was hatte ich mich da nur wieder eingelassen? Im Verlauf meines wohl verdienten Feierabends hatte ich drei Leute darauf angesprochen. Ein Ergebnis lag dennoch Meilenweit von mir entfernt.

Erst als ich am kommenden Morgen mein Postfach öffnete, sprang mir die Lösung auf meine Fragen ins Auge. Roadshow, stand dort in großen Lettern in der Betreffzeile. Einladung zu einer offenen Diskussion mit Herrn S. und Herrn H..

Von jetzt auf gleich füllte sich das Büro mit Fragezeichen der größten Ausführung. Es waren schon einmal keine leicht bekleideten Damen an Stangen, soviel war sicher. Doch es war mir noch relativ unklar, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen sein sollte. Angespannt dachte ich nach. Hatte ich diese Namen schon einmal gehört? Vielleicht auf dem Flur? Oder in der Kantine.. Nein. Verdammt. Was würde passieren, wenn ich meine Kollegen darauf ansprechen würde? Ein Ding der Unmöglichkeit. Was, wenn dieser Name allbekannt wäre und nur ich wieder einmal auf dem Schlauch stände. Eines stand fest; Diese Herren mussten wichtig sein. Ansonsten würden sie nicht zu einer Roadshow laden. Und schon recht nicht zu einer Hochkarätigen. Und erst recht nicht in Hannover. Und dann auch noch mit Mittagsimbiss(!). Oh Gott. Na das konnte ja was werden.

Daheim fand sich nur wenig zeit zum erkunden des Internets. Und so verschob ich meine Suche auf Samstag.

Herrje..was für eine endlos lange Vorgeschichte zu den Worten, mit denen ich Teil eins meiner Geschichte begonnen hatte. Doch nun kann ich endlich mit meinen Erlebnissen fortfahren OHNE das einer meiner Leser mit einem Schmunzeln in seinem Gesicht denkt, wie langweilig doch mein Samstag Nachmittag sein muss. Und weshalb ich samstags auf Bilder von Herren im fortgeschrittenen Alter mit Halbglatze und Brille starre.<-Punkt.

Es ist immer Interessant, sich Informationen über gewissen Personen aus dem Internet zu laden. Zu sehen, was sie gerade bewegt oder wo sie sich gerade im Leben befinden. Mein Favorit ist dabei eine gewisse Dame in meinem Alter, mit definitiv zu vielen Kilos auf den Rippen und schwarzem Haar. Vor vielen, vielen Jahren haben wir uns jeden Tag gegenüber stehen können. Ich sehe mir gerne ihre Homepage an. Nicht, weil sie mir gefällt, sondern viel mehr, weil ich Spaß daran habe, ihren Lebensverlauf zu beobachten. Ja…auch ich besitze eine gewisse, schwarze Ader. Aber darauf möchte ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen *g*
Ein Leben ohne eine weltweit bekannte Suchmaschine wird somit unmöglich. Aber nun wieder zurück zu meiner Geschichte.

Ich wollte herausfinden, was die Personen auszeichnet, mit denen ich mich morgen Mittag in Hannover treffen werde. Eine Aktion, die sich als kniffelig, wenn nicht sogar haarig herausstellte, nachdem ich von Suchergebnissen förmlich erschlagen wurde.

Die wichtigsten Informationen habe ich nun wie ein Hamster gesammelt. Und ich bin selbst sogar ein wenig erstaunt darüber, dass ich heute schon weiß, was ich morgen anziehen werde *schmunzel*. Alles was mich jetzt noch von einem Treffen mit diesen wichtigen Persönlichkeiten trennt, sind wenige Stunden Schlaf und eine dreistündige Busfahrt. Ich bin mehr als gespannt, was für Überraschungen der morgige Tag bereithält.

Samstag, Juli 07, 2007

Könnten es auch leicht bekleidete Damen sein? (Teil 1)

Seit Stunden starre ich nun schon auf ein Foto, dass ich in den Weiten des Internets gefunden habe. Es ist nicht größer als das Display meines Handys. Und wenn ich ehrlich sein soll, so finde ich es noch nicht einmal annähernd spannend. Der sterile, weiße Hintergrund und die Person im dunkelblauen Anzug, nehmen jede Form der Spannung aus dem förmlich wirkenden Bild. Es zeigt einen älteren Herrn mit wirklich sehr lichtem Haupthaar. Er trägt eine Brille. Versucht sein Erscheinungsbild durch eine farbige Krawatte aufzulockern. Es funktioniert nicht.

Ich habe ihn noch nie direkt angesehen, und doch kommt er mir bekannt vor. So als würden sich unsere Wege jeden Tag kreuzen. Habe ich ihn schon einmal auf der Arbeit gesehen? Nein..das ist unmöglich. Vielleicht im Fernsehen? Ja..die Wahrscheinlichkeit größer als bei Vermutung eins. Die wahrscheinlichste Erklärung ist jedoch die Startseite meines Internet Explorers. Doch bevor sich meine Leser fragen, ob ich meinen Samstag nicht schöner und vorallerdings spannender gestalten könnte, sollte ich meine Geschichte von Anfang an erzählen..

Es war ein ganz normaler Morgen in meinem neuen Büro. Ein kleiner Raum, mit zwei Schreibtischen und unzähligen Ü-Ei Figuren. Wie jeden Morgen ärgerte ich mich über die neue Software. Schimpfte und versuchte den Geruch von frischem Kaffee zu verdrängen, der aus der Kaffeeküche direkt in meine Nase drang. Ich musste diesen Auftrag bearbeiten. Für Pausen blieb an diesem Morgen nicht viel Zeit. Mit der Zeit im Nacken klickte ich mich von einer Karteikarte zur nächsten. Schmiss Zettel über meinen Schreibtisch und verteilte Kugelschreiber überall in meinem Griffradius. Ich bemerkte gar nicht, dass plötzlich mein Chef in der Tür stand. Erst als er meinen Namen sagte, blickte ich nach links, und erkannte seine Silhouette nur wenige Meter neben mir.

Er hatte sich lässig gegen den weiß gestrichenen Türrahmen gelehnt. Ich konnte nicht erkennen, ob er an diesem morgen gute oder schlechte Laune hatte. Es war dieser Ausdruck in seinem Gesicht, wie ihn nur Chefs haben können. Neutral. Und doch auffordernd. Ohne eine Miene zu verziehen, forderte er mich auf, in sein Büro zu kommen. Oha. Hatte ich etwas falsch gemacht? Hatte ich vergessen die Kaffeemaschine auszuschalten oder seine Lieblingstasse zerschossen? Nein..das malte ich mir nur in meiner Fantasie aus. In Wahrheit gab es nichts realistisches, das mir in den Kopf kam.

Mit einem etwas gezwungenen Lächeln folgte ich ihm anstandslos in sein Büro. Er schloss die Tür hinter sich. Ging langsam und bestimmend zu seinem Schreibtisch und drehte sich zu mir. Noch immer war es mir ein Rätsel, was er von mir wollte. Erst als er einen Zettel hervorgeholt und sein Postfach geöffnet hatte, kam die Frage, auf die ich so lange gewartet hatte. Ohne lange zu zögern hielt er mir einen DIN4 großen zettel unter die Nase und fragte, ob ich ihn zu einer Roadshow begleiten würde. Der Ressortleiter hatte eine Anfrage gestellt. Hm…eine Roadshow? Etwas verwundert riskierte ich einen Blick auf den Zettel, den er mir entgegen gehalten hatte. „Hochkarätig“ stand dort in großen Lettern vor dem Wort Roadshow. Nun gut. Was hatte ich zu verlieren? Ohne lange zu zögern willigte ich ein. Eine Entscheidung, die mir zurück an meinem Schreibtisch etwas seltsam vor kam.

Was um alles in der Welt war überhaupt eine Roadshow? Und was musste ich dafür tun? Von jetzt auf gleich hatte ich Bilder von großen Autos in einem überdimensionalen Stadion vor meinen Augen. Aber könnten es auch leicht bekleidete Damen sein, die freudig an silbernen Stangen tanzen?!!Ich war ratlos.

Zuhause angekommen schaltete ich sofort meinen Rechner ein und googlete nach diesem mir so fremden Begriff. Roadshow.. hm..da waren auf jedenfall die Autos in der Bildersuche, die ich mir ausgemalt hatte. Groß und unheimlich. Doch was hatten die Männer in den Anzügen verloren, die ein Bild weiter vor gigantischen Schautafeln standen? Herrje..eines wurde mir schnell klar. Auf diese Weise würde ich nie erfahren, worauf ich mich da eingelassen hatte.