Donnerstag, Mai 17, 2007

Fünf Minuten Terrine Nudeln Bolognese

Auch wenn der Weg zur Arbeit holperig erschien, so hielt dieser Tag noch einige Überraschungen für mich bereit. Ich hatte schon lange aufgehört, an so etwas zu glauben. Ein Tag im Büro lässt sich nur schwer mit Überraschungen und Abenteuern verbinden. Das größte Highlight könnte eine neue Kaffeemaschine sein. Oder die Gewerkschaft verteilt seit neuem Flugblätter und Plakate mit leicht bekleideten Gewerkschaftsschönlingen. Alles unrealistisch und vielmehr ein Produkt meiner Fantasie als ein Übergang in die Realität.

Meine morgendlichen Ansichten drehten sich selbst bei dem ersten Schritt in das Büro keinen Zentimeter. Ich war allein. Furchtbar einsam würde ich den Tag verbringen. Die Chance, dass ich kleine, zierliche Melli zwischen einem Berg an PC Zubehörteilen gefunden würde… noch unrealistischer als die Plakate, von denen ich gerade gesprochen habe.

Endlich an meinem Schreibtisch angekommen, rüttelte ich nervös an meinem Monitor. Doch ich konnte so viel schimpfen, wie ich wollte. Meine Auftragsliste blieb leer. Der kleine Zeiger der Wanduhr hatte sich noch nicht einmal auf die acht zubewegt und schon jetzt hatte ich die komplette Auftragssammlung für diesen Tag abgearbeitet. Juhu. Der Tag konnte kommen.

Ich hatte sämtliche Hoffnungen auf einen guten Tag über Bord geworfen, als sich die Tür öffnete und ein junger Mann ins Büro trat. Ohne große Worte schlenderte er zu einen der zahlreichen Schreibtische in diesem Großraumbüro und schaltete einen Rechner ein.

Er war nicht fremd. Ich hatte ihn schon einige Mal an diesem Schreibtisch gesehen. Vor zwei Wochen war er wie aus dem nichts an diesem Schreibtisch aufgetaucht. Wir hatten noch nie ein Wort miteinander gewechselt. Ich kannte seinen Namen nicht. Um ehrlich zu sein, ich konnte ihm noch nicht einmal eine Stimme zuweisen. Er redete nicht viel. Zumindest nicht in der zeit, in der wir uns dieses Großraumbüro mit vielen Anderen teilten. Heute waren wir allein.

Es dauerte nicht lange, bis ich mir eine Unternehmenszeitung schnappte und in den Pausenbereich des Großraumbüros schlenderte. Ein großer Tisch, der aus vielen kleinen besteht, mit den unergonomischsten Stühlen bestückt, auf denen ich jemals gesessen hatte. Dennoch komme ich jeden Tag wieder in diesen Bereich um Kaffee zu trinken und ein wenig meine Seele baumeln zu lassen.

Es dauerte keine fünf Minuten bis ich Gesellschaft bekam. Es war der Herr, mit dem ich mir für diesen Tag das große Büro teilen sollte. Sofort musste ich schmunzeln. Die Frühstückspause hatte noch nicht einmal begonnen und schon hielt er eine fünf Minuten Terrine Marke Nudeln Bolognese in seinen Händen.

Aus meinem Schmunzeln entwickelte sich schnell ein Gespräch. Er erzählte, dass er gerne und viel Kochen würde. Das Nudeln Bolognese zu seinen absoluten Favoriten gehören würde und er sich bereits in jungen Jahren Kochtipps von seiner Mutter geholt hätte. Ich begann zu lachen. Es schien ihm zu gefallen.

Er sah ganz und gar nicht nach einem Mann aus, der kochen könnte. Ein sportlicher 1,85m Mann mit kurzem, hellblondem Haar, einer ansprechenden Figur und einem leicht eckigen Gesicht. In seinem dunklen Jackett sah er ganz und gar nicht nach einem IT_Systemelektroniker aus. Es machte Spaß, sich mit ihm zu unterhalten. Das Gefühl von der gleichen Wellenlänge macht sympathisch.

Während draußen auf dem Hof ein verbitterter Machtkampf stattfand, versuchten wir das Beste aus diesem Tag heraus zu holen. Ihm erging es nicht anders als mir. Die Auftragslisten waren leer. Es gab nichts, dass wir im Dienst des großen T´s hätten machen können. Also verbrachten wir den Tag zusammen. Wir spielten, sahen uns ein paar Fotos und Videos an und lästerten über Kollegen, die uns richtig auf den Wecker fielen. Ich kann noch immer nicht glauben, dass er gerade mal fünf Kilometer von mir entfernt wohnt. Wer wohnt schon in der Nähe eines kleinen Örtchens, dass sich 35km von Oldenburg entfernt versteckt? Gut, die Chance ist gar nicht mal so klein, wenn ich mir die Einwohnerzahl ansehe. Doch wie viele von Ihnen arbeiten beim großen T? Ja.. es schränkt die Suchergebnisse ein.

Am Ende des Tages wünschte er mir ein schönes Wochenende und ein paar schöne Urlaubstage. Dann stieg er in sein schwarzes BMW Cabriolet und düste davon. Er wird nur solange in meinem Büro sitzen, bis die Machtkämpfe vorüber sind. Ich werde in der kommenden Woche nicht dort sein. Ich denke nicht, dass ich ihn noch einmal wieder sehen werde.

1 Comments:

At 21. Mai 2007 um 23:50, Anonymous Anonym said...

wie wäre es mit der dezenten Frage: Hast Du mal eine Tüte? Ich würde Dich gern einpacken und mitnehmen."

 

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