Mittwoch, April 18, 2007

Die letzten Stunden

Es ist ein seltsames Gefühl, nach einem verlorenen Kampf zur Arbeit zurück zu kehren. Von heute auf morgen sind sie verschwunden. Die Männer in weißen Gewändern, die Laute der Trillerpfeifen und die ohrenzertrümmernden und verzweifelten Rufe, die den gestrigeren Vormittag beherrscht hatten. Der verbitterte Kampf ist vorbei. Noch nicht einmal zurückgelassene Zeichen erinnern an den Krieg, der noch vor 24 Stunden tobte. Es war niemand da, der sich heute Morgen meinem Auto in den Weg stellte. Es war der erste Morgen seit langem, an dem ich nicht mit einem Flyer begrüßt wurde. Alles schien so leer.. so verlassen und hoffnungslos.

Die ungewohnte Stille machte sich nicht nur auf dem Parkplatzgelände, sondern auch in meinem Büro breit. Die Telefone schienen in einen tiefen Schlaf gefallen zu sein. In meiner Auftragsliste jagte ein Strohballen den nächsten. Leere im Büro, Leere auf dem Parkplatz, Leere in den Gängen und Fluren… und auch eine Leere in meinem Kopf, die sich noch nicht einmal mit Kaffee bekämpfen ließ. Ich hatte mir meinen vorletzten Arbeitstag irgendwie anders vorgestellt. Auf der einen Seite war ich froh, dass ich alleine gelassen wurde, und die Ruhe nutzen konnte, um noch einmal wichtigen Gedankengängen zu folgen. Auf der anderen Seite wünschte ich mir nichts sehnlicher, als einen Menschen zum austauschen dieser Gedanken.

Ich denke gerne an die Zeit zurück, in der ich nicht so verloren an einem Schreibtisch hockte und auf weiße Formular starrte. Eine Zeit, in der ich glücklich war mit dem, was ich tat und die Menschen respektierte, mit denen ich um das Überleben im Alltag kämpfte. Es war nicht nur das Gefühl von Respekt, sondern Sympathie, die jeden Tag zu etwas Besonderem machte. Ein Gefühl, dass ich selbst nach monatelangen Bemühungen nicht in dieser neuen Umgebung aufbauen konnte. Es ist nicht nur schade, sondern darüber hinaus mit einem unangenehmen Stechen verbunden. Es war meine einzige Chance, die ich selbst nach 180% tiger Leistung vertan habe. Ich weiß nicht was ich falsch gemacht habe. Und noch weniger weiß ich, was ich hätte ändern sollen. Ich weiß noch nicht einmal wie mein Gegenüber darüber denkt. Welche Zukunftsvorstellungen sich entwickelt haben. Ober eben nicht…. Ich weiß es nicht. Diese Ungewissheit.. sie zerfrisst mich.

Morgen verbringe ich die letzten Stunden in diesem Umfeld. Einen Kuchen habe ich nicht gebacken. Eine Geste, die in meinen Augen so selbstverständlich ist, wie das Bestaunen von Nachrichten, von denen man nichts wissen möchte. Am Ende des Tages werde ich zu meinem Vorgesetzten gehen, ihn würdevoll ansehen und mich mit einem langen, festen Händedruck für die schöne Zeit bedanken. Das ist alles. Ich werde gehen. Ich weiß nicht, was die Zukunft bringt. Vielleicht werden dies die letzten Taten sein, die ich im Dienste des großen T´s tätigen darf. Ich hoffe es jedoch nicht. Viel zu sehr hänge ich an dem, für das ich mich die letzten Jahre so eingesetzt habe. Die kommenden Wochen werden Klarheit in das Geschehen bringen.

1 Comments:

At 19. April 2007 um 10:14, Anonymous Anonym said...

Sehr mitfühlend den Text geschrieben. Finde ich hat was ganz trauriges. Ich denk an dich und wünsch dir alles gute für das Kommende das auf dich wartet.

 

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