Sonntag, März 18, 2007

Das Ding unter meinem Bett

Es war der ganz normale Start in das Wochenende. Wie jeden Samstag war ich in den bequem flauschigen Jogginganzug geschlüpft. Hatte mir das imaginäre Hausfrauen Käppchen um die Stirn gebunden und nach dem Staubwedel gegriffen. Samstag ist Putztag in meiner kleinen Welt. Das war schon immer so und ich sehe auch in Zukunft keine Änderung in diesem Wochenendlichen Ritual. Da ich in der Woche erst spät von der Arbeit komme und die Zeit gerade mal so zum Essen und für das Kaninchen reicht, bleibt viel zu viel liegen.

Zwar bezeichne ich mich selbst nicht als Perfektionist, aber es gibt Regeln, die ich selbst aufgestellt habe und an die ich mich halte. Es würde auch etwas fehlen, wenn es nicht so wäre.

Hoch motiviert griff ich nach dem Staubsauger und stimmte ein Liedchen an. Es ist ein schönes Gefühl, beim Staubsaugen zu singen. Nebengeräusche wie Fernseher oder Radio werden vom Brummgeräusch gefressen und es bleibt nichts als die eigene Stimme, die ausschließlich von einem selbst genossen werden kann. Saugen und singen gehört eben einfach zusammen.

Ich war gerade unter meinem Bett angekommen, da bemerkte ich etwas. Irgendetwas stimmte da nicht. Ein störender Gegenstand. Vielleicht Eckig. Vielleicht so dick wie eine CD Hülle. Nur in der large Ausführung.

Ich hätte mich bücken können, um zu erforschen, was sich da unter meinem Bett befand. Doch wie ich nun mal so bin, wollte ich es zuerst mit dem Sauger erforschen. Ich stupste es an. Und es lief zumindest schon mal nicht weg. Ein gutes Zeichen, dass Leben unter meinem Bett ausschließen ließ. Es hätte ein Schuhkarton sein können, doch da ich nicht in einem Hochbett hause und ich den Sauger auf dieses Ding stellen konnte, schloss ich auch den Karton aus und beschloss, erst einmal drum herum zu saugen. Wenn es schon nicht in den Sauger passte, dann musste es etwas sein, dass sich lohnen müsste.

Neugierig stellte ich den Sauger zur Seite und krabbelte auf allen vieren in die Richtung, in der ich den geheimnisvollen Gegenstand ausgemacht hatte. Ich kroch.. und robbte.. ich musste vorsichtig sein. Auch wenn es nicht weggelaufen war, so konnte es noch immer in seiner Macht stehen, nach meiner Hand zu greifen. Oder zu beißen.

Ich konnte es sehen. Es war dunkel. Vielleicht blau mit einem Muster, dass ich nicht identifizieren konnte. Vorsichtig streckte ich meine Hand aus und griff nach diesem Ding, dass flach auf meinem Teppichboden lag. Langsam zog ich es in meine Richtung und erkannte recht schnell, dass es nichts weiter als ein Buch war. Zwar können einem Bücher aus den Ohren wachsen, doch beißen, dass können sie nicht.

Es war ein seltsames Gefühl. Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann ich zuletzt ein Buch in meinem Bett gelesen hatte. Und dann ausgerechnet eines mit dem Titel "elektrotechnische Schutzmaßnahmen". Vorsichtig wischte ich mit meiner Hand darüber und öffnete die erste Seite. Eine Geste, die mich sofort zu Sein erstarren ließ.

Vor einigen Wochen hatte mein bester Kumpel verzweifelt nach genau diesem Buch gesucht. Er hatte wirklich alles auf den Kopf gestellt um es wieder zu finden. Doch selbst nach zwei Tagen war er noch immer ohne Erfolg geblieben. Wie die darauf folgende Klausur für ihn lief, wird sich erst in der kommenden Woche heraus stellen. Doch eines ist sicher. Ich werde ein schlechtes Gewissen haben. Ich habe bereits eins schlechtes Gewissen.

Ich hatte es bereits in dem Augenblick, als ich seinen Namen auf der ersten Seite des Buches entdeckte. Ich war diejenige, die es aus versehen eingesteckt hatte. Die mit diesem Buch für ihre Klausur gelernt hatte, da sie es für ihr eigenes hielt.... wie kann ich das nur jemals wieder gut machen?

1 Comments:

At 19. März 2007 um 12:09, Anonymous Anonym said...

Oh Oh, böse Falle. Schlage vor, abwarten bis das Ergebnis der Klausur vorliegt und dann eine Entscheidung treffen :-)

 

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