Donnerstag, März 08, 2007

Mittwoch Abend

Ich hatte mich richtig herausgeputzt. Eine dezent weiß gestreifte, schwarze Bluse mit verführerischem, goldenen Aufdruck, ein knielanger anthrazitfarbener Rock. Zur Abrundung des Gesamtbildes hatte ich mich für schwarze Stiefel und gebändigtes Haar entschieden. Nun konnte de Abend beginnen.

Ich war gleich zu Beginn der Veranstaltung überrascht, wie viele Besucher gekommen waren. Ich konnte mir im Vorfeld nur schwer vorstellen, dass irgendjemand auf eine kleine Werbung in der aktuellen Tageszeitung anspringen würde. Eine Annonce, die etwas unglücklich unter die Bier und Fleischwerbung gesetzt wurde. Aber nun gut. Scheinbar gibt es dort draußen noch genug junge Menschen, die nicht nur Bier und Fleisch, sondern darüber hinaus ihre Lebensplanung im Kopf haben.

Als ich vor der Menge stand, ließ ich neugierig meine Blicke über die rund hundert Anwesenden schweifen. Viele von ihnen waren noch weit von der Volljährigkeit entfernt. Und fast jeder von ihnen hatte seine Mutter dabei, die mit kritischen Blicken das Geschehen verfolgte. Gelangweilte Blicke auf der jungen Seite des Publikums und angespannte, vor Interesse sprühende Blicke auf der Seite der Älteren. Das gewohnte Bild einer Berufsinformationsveranstaltung.

Um so länger sich der Abend hinzog, desto mehr bereute ich die Wahl meiner Schuhe. Ich verstehe nicht, wie manche Frauen jeden Tag auf solchen Stelzen laufen können. Allein die Kunst sich elegant vorwärts zu bewegen ist zwar durchführbar, doch weit von der Perfektion entfernt. Zumindest bei mir, da ich mich im alltäglichen Berufleben nicht selten mit Stahlkappenschuhen voranbewege.

Bereits nach drei Stunden hatten sich meine Füße in Backsteine verwandelt. Jeder noch so kleine Zeh hatte seine ganz persönliche Steinnote abbekommen. Und mein Fußballen hatte sich zu einem Zementsack verformt. Zumindest gefühlt. Trotz der ungewohnten last an meinen Füßen versuchte ich ein gutes Bild zu machen. So elegant wie auch nur möglich tippelte ich von Interessenten zu Interessenten. Und auch wenn meinen Füßen nicht zum Lächeln war, so trug ich das Lächeln auf meinen Lippen. Irgendwann musste dieser Schmerz schließlich aufhören. Oder er würde sich so stark hervorheben, das ich ihn nicht mehr spüren würde. Ich ließ mich überraschen.

Als Ablenkung benutzte ich nicht nur sympathische Kommunikation, sondern darüber hinaus das Beobachten der "richtig harten Jungs". Junge Männer mit breiten Schultern, Streifenmuster im knapp ausgefallenen Haar und Bomberjacken. Sie alle waren mit ihren Müttern gekommen. Und denen war es egal, wie viel Interesse ihre Söhne am Geschehen zeigten. Ohne Rücksicht auf Verluste wurden die jungen Männer von ihren Müttern zu den Ständen gezerrt und vor die Füße des Messepersonals geschubst.
Meist bekamen sie nicht mehr heraus als ein schüchternes Hallo. Ein wahrlich gefundenes Fressen für eine Quasseltante, wie ich es bin. Hoch motiviert drückte ich ihnen einen Informationsflyer nach dem anderen in die Hand. Es gibt doch nichts Schöneres, als fremden Menschen etwas an die Backe zu schwatzen. Noch schöner ist es natürlich, wenn das “an die Backe geschwatzte” die Farbe Magenta trägt *schmunzel*

Es war ein wirklich schöner Abend. Und soweit ich es von meinem rosefarben gekleideten Vorgesetzten erfahren habe, empfand auch er den Abend als sehr angenehm. Die nächste Herausforderung wird die CEBIT sein....