Montag, Februar 19, 2007

Mission: Der neue Kollege (7:30 - 9:30)

Heute morgen erfuhr ich, das ich nicht allein bin. Das ich scheinbar nicht die Einzige bin, die sich durch den dichten Dschungel an neuen Schreibtischen, geheimnisvollen Türen und neuer Kollegen schlängelt. Ich dachte vom ersten Tag an, das ich alleine in dieses kalte Wasser geworfen wurde. Doch ich lag im unrecht. Es gibt da noch jemanden. Sein Name ist A.

Ich habe ihn heute morgen kennen gelernt. Ein junger Mann, vielleicht Anfang 20, mit zerbrechlich wirkendem Körper, schwarzem Haar und einer dezenten Brille. Ich erfuhr recht schnell, das er scheinbar im Büro neben mir seine Zelte aufgeschlagen hatte. Zwar galt mein erster Gedanke nicht der Bezeichnung Frischfleisch, doch trotz alledem beschloss ich ihn zu beobachten und ihn kennen zu lernen. Ich habe schon einmal über meine Vorliebe berichtet, fremde Menschen im Flur zu beobachten. Doch dieses Mal sollte es eine äußerst spannende Entdeckungstour werden die einen ganzen Arbeitstag andauerte.... auch wenn es wahrscheinlich niemanden dort draußen interessieren wird; Hier mein Tagesbericht.

07:30Uhr : Die beste Uhrzeit, um unauffällig am Chef vorbei in Richtung der Kaffeeküche zu flitzen. Vielleicht sogar die Gelegenheit um das erste Mal mit dem Neuen ins Gespräch zu kommen. Ein kurzer Griff in Richtung des Wasserkochers und vorbei geschlichen am telefonierenden Chef. Zwar habe ich an diesem Morgen einen netten Kollegen in der Küche getroffen, doch leider nicht die besagte Person. Dafür hatte ich bei dem ersten Gang durch den Flur seinen Aufenthaltsort sowie den Standort seines Schreibtisches erfasst. Die Mission hatte begonnen.

07:45Uhr: Ich hatte mir beim reinigen des Wasserkochers einen Plan überlegt. Wie gut, das wir Frauen von Natur aus Multi task fähig sind. Eine Eigenschaft, bei dessen Namen ich irgendwie an Linux denken muss.. aber das ist eine andere Geschichte. Mit dem gefüllten Wasserkocher als Tarnung und Abwehrung ging es zurück in den Flur. Wie auf zehenspitzen tippelte ich die Gänge entlang. Nur keine Aufmerksamkeit erregen. Schließlich wird jeder Frauengang auf dem Flur von dieser Männerdomäne mit Blicken bestraft... Unauffällig nährte ich mich der Tür zu seinem Büro, griff nach der eisernen Türklinke, machte eine geschickte links Drehung und schwups. Ich war drin. Es war weit aus einfacher, als ich es mir ausgemalt hatte.

Seine Blicke hatten mich bereits erfasst, als ich an die Türklinke der Glastür gegriffen hatte. Was sollte ich jetzt machen? Sagen, das ich mich verlaufen habe? Eine schlechte Idee, zumal er mich 45 Minuten zuvor in meinem Büro kennen gelernt hatte und ich genau nebenan sitze. Ihn nach einem Löffel Kaffee fragen? Genauso schlechte Idee, da der Wasserkocher in meinen Händen keine integrierte Kaffeemaschine besaß (immer diese billigen Dinger, Made in Taiwan...).

Das Beste, was mir einfiel, ging sofort über meine Lippen. Ohne groß zu überlegen, fragte ich freundlich, ob ich ihn für einen Tee begeistern könnte. In meinen Gedanken klopfte ich mir dabei auf die eigene Schulter. Solch eine neutrale und unverbindliche Frage hätte ich nicht von mir erwartet. (Normalerweise reiße ich in solchen Situationen Toiletten oder Blondinen Witze... )

Vollkommen unerwartet erntete ich für meine Bemühungen lediglich ein freundliches Lächeln und eine Ablehnung zum Tee. Tz... Immer dieser Vorwand, das die Leute arbeiten müssten... *schmunzel*

08:00Uhr: Noch immer kein Lebenszeichen von nebenan. Zumindest hatte ich es geschafft, meine Kollegin von meinem Tee zu überzeugen und einige Pluspunkte zu sammeln. Schlechter lief es mit meinem Vorgesetzten, von dem ich mir die Worte einfing, das mein Pullover an diesem Morgen oben zu viel und unten zu wenig sei. Als ich mich schmunzelnd mit den Worten entschuldigte, dass ich heute morgen meine lange Unterhose vergessen hätte, verschwand er genauso schnell, wie er gekommen war. ;-)

09:00Uhr : Zeit für das inoffizielle Frühstück. Zumindest für die zweite Tasse Kaffee an diesem Morgen. Ich entschied mich für das gleiche Szenario wie einige Stunden zuvor. Nur mit dem Unterschied, das dieses Mal ein kurzer Blick durch seine Tür zu einer Schlussfolgerung reichen müsste. Anstelle einer Kaffeetasse und der erdachten Stulle klammerte er sich nach wie vor an seine Maus. Ja.. es soll Menschen geben, die nicht viel von der Frühstückspause halten. Ich für meinen Teil verstehe es nicht.

09:30Uhr : Seit 2 1/2 Stunden befand ich mich nun schon auf der Arbeit. Noch immer hatte er sich weder einen Kaffee, noch einen Tee gezaubert. Er war in der Zeit noch nicht einmal auf der Toilette gewesen. Kein knisterndes Butterbrot Papier, keine aufploppende Tupperbox und keine zischende Mineralwasserflasche. Ob er mir den Trick verrät, wie man sich über seine PC Maus ernährt?!