Dienstag, Februar 06, 2007

Ein letztes Mal...

Wehmütig legte ich den Schlüssel zurück in seinen Kasten. Ein ganzes Jahr über hatte er mir treue Dienste geleistet. Nun gab es noch nicht einmal einen freundlichen Mitarbeiter, der ihn entgegen nahm. Ich war allein. Irgendwo im Licht der großen Fenster, im Schatten der unzähligen, rauschenden Telefongeräte, die mich in dieser Vermittlungshalle umgaben. Vor einem knappen Jahr hatte ich hier diesen Schlüssel gefunden. Ihn an mich genommen und wie einen meiner eigenen behandelt.

Ich hätte in diesem Augenblick meine Worte gerne mit einem Kollegen geteilt. Doch es war niemand an meiner Seite, der mich bei diesem Schritt begleitete. Ich hätte die Nummer des Schlüsselmannes wählen können. Doch was würden ihn meine Geschichten interessieren? Im besten Falle würde er den Hörer zur Seite legen, sich einen Kaffee zaubern und warten, bis meine Worte verstummen.

Es ist seltsam, wie sehr sich Dinge am letzten Arbeitstag verändern. Alles erschient plötzlich in einem anderen Licht. Vertraute Dinge wirken plötzlich fremd. Es ist, als würde man plötzlich aufwachen und feststellen, das sich viele Dinge auch aus einem anderen Blickwinkel betrachten lassen....

Erst wenige Stunden zuvor sah ich meinem neuen Chef das erste Mal in die Augen. Ich erzählte ihm ein wenig von mir und kam bei Geschichten aus den letzten neun Monaten ins Schwärmen. Ich war sehr positiv von diesem Mann überrascht. Ein großer Herr fortgeschrittenen Alters mit blauem Pullover und leicht grauem Haar, der mir sofort das "Du" anbot. Es ist ein schönes Gefühl, wenn nicht nur der erste Blick mit einem Lächeln beginnt, sondern das darauf folgende Gespräch mit einem Lachen endet.

Ich bin in jeder Hinsicht gespannt, was mich an meinem ersten Arbeitstag erwartet. Wie mein Tätigkeitsbereich in einer Abteilung aussieht, dessen Namen mich an ein Meereslebewesen erinnert...

Sie haben mir gesagt, das ich nun für die Netzpflege zuständig bin. Hm.. ob ich von nun an mit einer großen Flasche Pflegelotion umher fahre und spröde Kabel einbalsamiere? ;-) Ich werde mich wieder einmal überraschen lassen.

Ich bin bereits einer Hand voll neuen Kollegen über den Weg gelaufen. Bisher ist mir noch niemand begegnet, der kein sympathisches Lächeln auf seinen Lippen trug. Auch wenn es noch etwas früh für diese Schlussfolgerung ist; ich bin mir relativ sicher, das ich mich in der neuen Abteilung wohl fühlen werde.

Von diesem Vorstellungsgespräch abgesehen, verlief mein letzter Arbeitstag recht normal. Wie gewohnt lachte ich noch einmal mit meiner lieblings Kollegin über das Tageshoroskop. Zwar war es ein schönes Gefühl, noch einmal mit ihr über die alte Zeit zu reden und zu lachen. Doch trotz alledem war jeder Satz mit einem leichten Stechen verbunden. Das Gefühl, dass diese Zeit vorbei ist und nie mehr zurück kommen wird.

Ich machte noch ein letztes Mal die Oldenburger Straßen mit dem Firmenwagen unsicher. Schimpfte ein letztes Mal mit einem Lächeln auf meinen Lippen mit einem Kollegen. Öffnete ein letztes mal mein Postfach und freute mich über eine Mail von einer Person, die mir die Worte auf den Weg geben wollte, das sie mich vermissen wird.

Am Ende des Tages überraschte ich meine Kollegen mit einem selbstgebackenen Kuchen. Es war mir wichtig, noch einmal mit jedem ein paar abschließende Worte zu wechseln. Zumindest mit den Menschen, die anwesend waren. Wie ich bereits befürchtet hatte, konnte ich mich nicht von jedem verabschieden. Dabei hätte ich mich gerne noch einmal bei bestimmten Kollegen für die schöne Zeit bedankt.....