Sonntag, Januar 28, 2007

Erstens kommt es anders.....

Angespannt blinzelte ich in Richtung der Schlafzimmeruhr. Auch wenn ich noch nicht dazu fähig war, mir den Kopf über irgendwelche Dinge zu zerbrechen. Es reichte für die Frage, weshalb ich mich um 04:30Uhr aus dem Bett rollte. Ausgerechnet an einem Mittwoch. Von jetzt an blieb mir genau eine Stunde um unter der Dusche wach zu werden. Um mein Haar zu waschen, die Fingernägel mit einem schönen Farbton zu versehen und über mein Augenmakeup nachzudenken. Zumindest darüber, wie viele Schichten nötig wären, um die Spuren einer viel zu kurzen Nacht und das 4:30Uhr aufstehen zu überdecken.

Ich entschied mich für fünf Schichten und eine Scheibe Schwarzbrot zum Frühstück. Dann machte ich mich auf den Weg zur T Zentrale von Oldenburg.

Ich war in jeder Hinsicht überrascht, wie viel morgens um halb sechs auf den Straßen los ist. Überall drängelnde Autos. Sogar Radfahrer, die scheinbar mit geschlossenen Augen ihren Weg zur Arbeit suchen. Zum Glück schlafen die meisten Ampeln um diese Uhrzeit. Auf eine andere Weise wäre es auch unmöglich gewesen, den Arbeitsweg in einer Stunde zu bewältigen.

Ich war bewusst ein viertel Stündchen früher aufgestanden, um noch einmal bei meinem Kollegen und besten Kumpel vorbei zu schauen. Er hatte mich den Abend zuvor gebeten, etwas für ihn mitzunehmen. Selbstverständlich kam ich seiner Bitte nach.

Es ist ein seltsames Gefühl, um fünf vor sechs in der Früh an einer Haustür zu schellen. Anschließend in ein verschlafenes Gesicht zu blicken, das zwei Tassen Kaffee und eine Tageszeitung in seinen Händen hält. Aber nun gut. Der Gute konnte nicht sagen, ich hätte ihn nicht vorgewarnt *lach* Ich muss an dieser Stelle gestehen, das leicht verschlafene Kollegen einen entscheidenden Vorteil haben. Egal was man ihnen in der Frühe erzählt; sie hören widerstandslos zu.

Nach einem extra starkem Kaffee und sympathischem Small talk fand ich mich in meinem Auto wieder. Ich lag wirklich gut in der Zeit. Besser sogar, als ich es mir vorgestellt hatte. Mir blieben noch zehn Minuten um mein Ziel zu erreichen.

Hätte ich gewusst, was mich an meinem Ziel erwartet, so wäre ich mit Sicherheit langsamer gefahren. Es fällt mir schwer, meinen Vorgesetzten in eine Schublade zu stecken. Doch eines kann ich mit Sicherheit behaupten; Er ist beim besten Willen kein Gentleman. Während er genüsslich seine zwei morgendlichen Zigarette rauchte, lag es an mir, den Firmenwagen von Eis und Schnee zu befreien. Das einzige Positive war der Gedanke, das ich als erste das neue T Winterset ausprobieren durfte. Voll ausgestattet mit Katzer, anti- Beschlagtuch, Türschloss Enteiser und Eisspray. Zwar hatte ich mir das ganze etwas magentafarbener vorgestellt... aber nun gut. Blau ist auch eine schöne Farbe. Und dazu die Farbe der Oldenburger Konkurrenz.
Wen wundert es da schon, das der Vorgesetzte es nicht selbst in die Hand nimmt?

Zum Glück war ich vom Katzen des eigenen Wagens schon etwas in Übung. Und so dauerte es keine zwanzig Minuten, bis ich unter kritischen Blicken den Wagen vollkommen enteist hatte.

Doch schon tauchte Hindernis Nummer zwei auf. Wie um alles in der Welt bewegte man den Firmenwagen nach Cloppenburg? Nun fallen mir auf abhieb verschiedene Lösungen ein. Das Benutzen einer Landkarte zum Beispiel. Man hätte auch die Auskunft anrufen können. Die, die einem auch in Wissensfragen auf die Sprünge helfen kann. ich bin mir sicher, das jede meiner eben genannten Lösungen schneller zum Ziel geführt hätte, als die Variante, für die sich mein Vorgesetzter entschied.

Überaus Stolz kramte er mit einem gezielten Griff sein neu erworbenes Navigationssystem aus der Tasche. was spielte es schon für eine Rolle, das der Wagen an sich schon ein integriertes Navi besaß? Auch wenn es eine knappe halbe Stunde dauerte; es war zwingend erforderlich, beide Navigationssysteme auf das Ziel zu richten.

Muss ich an dieser Stelle noch erwähnen, das wir uns acht Mal verfahren haben? Und es hat ausnahmsweise nichts damit zu tun, das ich am Steuer des Fabrikneuen Ford saß. *schmunzel* Wenn ich eines aus dieser Sache gelernt habe dann ist es, das ich niemals meiner weiblichen Intuition folgen sollte, wenn das eine Navi nach links möchte und das andere nach rechts.

Somit beantwortete sich meine Frage, warum wir denn schon um 06:30Uhr das Firmengelände verlassen mussten, wie von selbst. Nach 1:15 Std. erreichten wir endlich das Ziel. Die Berufsbildende Schule für Technik.

Davon abgesehen, das mir kleine Schülergruppen versprochen wurden, klappte alles tadellos. Meinen ersten Vortrag hielt ich vor knapp 40 Technikbegeisterten Schülern, meinen zweiten an diesem Morgen vor 70 Schülern. Ich hätte mir noch nicht einmal im Traum ausmalen können, das sich so viele junge Menschen für den Beruf des IT_Systemelektronikers interessierten. Aber nun gut.

Einige von ihnen waren auch nur gekommen, um im nachhinein festzustellen, das sie aufgrund fehlender Mathekenntnisse doch lieber Putzfrau werden wollen. Jedem das seine. Es hat schon fast etwas knuffiges, wenn sich die Schüler bei Störungen während meines Vortrages gegenseitig auf die Finger hauen. Wie sie mir an den Lippen kleben (das ist nun wirklich NICHTS zweideutiges!!!) und jedes einzelne Wort aufsaugen.

Auch wenn ich gerne mal über mangelnde Planung schimpfe... alles in allem halte ich wirklich sehr gerne Vorträge. Auch an Berufsschulen ;-)

Als sich der Tag dem Ende neigte und ich den Firmenwagen heil und sicher zurück auf seinen Parkplatz stelle, hatte ich meine Träume schon lange aufgegeben. Eigentlich war es mir schon lange vorher klar, das ich auch dieses Mal kein Danke für meine Dienste ernten würde.

Doch wie heißt es so schön? Erstens kommt es anders, und zweitens als geplant?

Ich war gerade auf den Weg in meinen wohl verdienten Feierabend, als sich plötzlich meine Wege mit denen des T Leiters kreuzten. Überraschend sprach er mich auf mein Vortragsgeschick an....

Ich hatte wirklich mit vielen Dingen gerechnet. Aber das mich der T Leiter auf meine Werke ansprechen würde.. Wahnsinn. Mit einem Strahlen auf meinen Lippen erzählte ich ihm ein wenig von meinem Tag. Ich wusste, das es ihn nicht im geringsten interessieren würde. Doch trotz alledem hörte er mir aufmerksam zu.

“..Vielen Dank Frau F. , dass sie uns so hilfsbereit und engagiert zur Seite gestanden haben...”

“Immer wieder gerne Herr I. ...”

Mit einem Lächeln der größten Ausführung wünschte ich dem guten Mann einen schönen Feierabend und verabschiedete mich.