Mittwoch, Januar 10, 2007

Ziemlich stachelig....

Kritisch begutäugelte ich den Bürobaum. Kratzte mich dabei am Hinterkopf und dachte angespannt darüber nach, wie viele Zensurschilder notwendig sein würden um jede nackige Stelle vor neugierigen Blicken zu schützen. Die Äste hatten sich schon lange vor Scham nach unten gebogen. Die einst so schmückenden Kugeln trugen schon lange keinen Weihnachtszauber mehr an sich.

Was noch vor wenigen Wochen einen gemütlichen Charme versprüht hatte, lag nun am Boden. Mit den Füßen getretene Tannennadeln, so weit meine Blicke reichten. Scheinbar waren sie zu allem bereit, um ihren Weg zurück in die Freiheit zu finden.

Selbst vor Kaffeetassen und Kantinentellern schienen sie keinen Halt zu machen. Wahrscheinlich suchten sie sich gezielt Kollegen aus, von denen sie vermuteten, sie würden sie zurück in die Freiheit bringen. Ein Traum, der jeden Tag an Hoffnung verlor. Zumindest für die zahlreichen, voneinander getrennten Nadeln, die nun wirklich alles schmückten.

Alles, bis auf den Weihnachtsbaum.

So konnte es nicht weiter gehen. Mit meiner Lieblingskollegin an meiner Seite griff ich nach herumstehenden Kartons. Christbaumkugeln, Lamettaersatz und kitschige Weihnachtsmänner aus Porzellan. Alles wurde liebevoll verpackt und in das Sommerlager geschickt. Auch wenn es die Dekoration nicht wirklich wahr haben wollte, es wird ihr dort mit Sicherheit besser ergehen, als in den Tiefen und Weiten des Büros.

Unertastbare Dekorgegenstände wurden von einem netten Kollegen entfernt. Es war faszinierend mit anzusehen, wie er beherzt zum nächst besten Schrubber griff. Hängen gebliebene Gegenstände wurden durch seinen Körpereinsatz mit einem Lächeln auf seinen Lippen von den hohen Wänden gefegt. Nur keine Rücksicht auf Verluste.

Es dauerte relativ lange, bis die gröbsten Spuren des Weihnachtsfestes beseitigt waren. Ich kann noch gar nicht fassen, das wir einen ganzen Postsack mit Tannennadeln und anderem Grün füllen konnten. Vielleicht ist es gar nicht mal verkehrt, das so ein Fest wie Weihnachten nur ein Mal im Jahr stattfindet.