Donnerstag, Februar 01, 2007

Der letzte Tag

Es ist ein seltsames Gefühl. Dieses Gefühl, welches sich kurz vor einem Abschied bemerkbar macht. Was heute als ganz normaler Arbeitstag begann, endete alles andere als alltäglich.

Ich erkannte es bereits an seinem Blick. An den Schritten des Chefs, als er hoch erhobenen Hauptes durch die Tür meines Büros schritt. Es war kurz vor Feierabend. Sonnenlicht fiel durch die grauen Gardinen an den Fenstern, aus dem Radio schallte "Missing You" von einer Band, dessen Namen mir gerade nicht einfallen will.

Aus meinem Augenwinkel bemerkte ich, wie er immer weiter auf mich zu kam. Spürte, wie er plötzlich seine Hand auf meinen Rücken legte und mich anschaute. Auch wenn es mir nicht leicht fiel, ich erwiderte seine Blicke. Wartete dabei still auf seine Worte, von denen ich mir etwas Klarheit erhoffte.

Was folgte war genauso kurz wie schmerzlos.
"Es ist soweit. Ich habe Dich verkauft..."

Was auf den ersten Blick kriminell wirken mag, wird sich im Laufe meines Blog Beitrages aufklären.

Ich verstand auf Anhieb, was er mir mit seinen Worten zu vermitteln versuchte. Ich wusste, worum sich alles drehte. Kannte die Hintergründe und versuchte, so standhaft wie möglich zu wirken.
Es wäre zu aufwendig, an dieser Stelle jedes noch so kleine Detail zu erläutern. Ich könnte es als eine Art Beförderung bezeichnen. Doch auf der anderen Seite.. ist es wirklich so bedeutungsvoll?

Es war eine Entscheidung, die mir beim besten Willen nicht leicht gefallen ist. Es gibt einfach zu viele Dinge, die mir in einem knappen Jahr ans Herz gewachsen sind. Ich werde nicht nur meine lieblings Kollegin zurück lassen müssen, sondern darüber hinaus viele weitere Kollegen, die ich wirklich lieb gewonnen habe. Ich wusste, das dieser Moment eines Tages kommen würde. Doch das es so kurzfristig passieren muss... es ist nicht einfach für mich.

Was helfen mir die Worte, das wir in Zukunft oft telefonieren werden? Es kann nicht die Zeit ersetzten, an die ich mich mit einem Lächeln erinnere. Es bringt nicht die Zeiten zurück, an die ich gerne in ruhigen Momenten zurück denke.

Wahrscheinlich habe ich mich ein wenig zu sehr in die ganze Sache hineingesteigert. Aber... was konnte ich denn auch anderes machen in einem so fantastischem Team?

Ich werde morgen ein letztes Mal zusammen mit meiner lieblings Kollegin das Tageshoroskop entdecken. Ein paar persönliche Daten von dem Notebook mitnehmen, welches ich zurück lassen muss, und mich von Schlüsseln und Handy verabschieden.

Am traurigsten ist die Tatsache, das ich meine To Do Liste nicht zu Ende bringen konnte und sie auch in Zukunft nicht mehr vervollständigen werde. Ich habe die Chancen verpasst. Eine weitere Gelegenheit wird sich nicht mehr ergeben. Am Ende reichte die Zeit nicht mehr aus, um alle meine Pläne in die Realität umzusetzen.

Ich werde mich noch nicht einmal von allen Kollegen verabschieden können. Viele von ihnen wissen noch nicht, das mein Schreibtischstuhl am kommenden Montag leer bleiben wird. Sie wissen nicht, das ich nie wieder zurück komme.

Was werden sie sagen, wenn sie feststellen, das ich weg bin? Vielleicht sehen sie mich nie wieder. Vielleicht sehe ich sie nie wieder. Ob mich jemand vermissen wird? Eines ist auf jeden fall klar. Ich für meinen Teil werde viel vermissen.

Ich werde nie wieder zusammen mit meiner Kollegin auf Abenteuer Jagt gehen. Werde nie wieder mit dem Servicelämpchen telefonieren. Nie wieder mit einer starken Persönlichkeit über Musik philosophieren. Ich werde nie wieder die Gelegenheit bekommen, mein Auto neben E. zu parken. Ich werde nie die Chance bekommen, auf einen Telefonmast zu klettern. Dabei hatte ich es mir so gewünscht.

Ich habe noch so viele Wünsche. Noch so unglaublich viele, unbeantwortete Fragen.

Ja.. ich kann es drehen, wie ich möchte. Der morgige Arbeitstag wird mir nicht leicht fallen.