Freitag, Februar 16, 2007

Das Zwischenmenschliche

Es ist alles noch so neu, alles noch so anders. Vielleicht ist dem ein oder anderem aufgefallen, das ich zwar vor einigen Tagen von einer Versetzung in einen neuen Bereich gesprochen, dieses Thema jedoch nie wieder angeschnitten habe.

Und das vielleicht auch aus gutem Grund. Ich hatte immer gedacht, das ich Ellbogen besitze. Das ich zu der Auswahl an Menschen gehöre, die sich nicht so schnell unter kriegen lassen. Die immer die passenden Worte auf ihren Lippen haben, wenn es wirklich hart auf hart kommt. Nun, dieses Mal scheine ich mich geirrt zu haben.

Montag bestritt ich meinen ersten Arbeitstag. Schon in den ersten Minuten wurde ich einem älteren Herr zugeteilt, der mir sofort aufgrund seines rauen Umgangstones aufgefallen war. Ich denke nicht, das er lächeln kann. Er hat es die ganze Woche nicht getan und wenn meine Vermutungen richtig liegen, so wird er es auch nicht in den nächsten zwei Jahren riskieren.

Schon jetzt vermisse ich meine alte Arbeit. Und damit verbunden die vielen Menschen, mit denen ich jeden Tag so herzlich gelacht habe. Sie fehlen mir, ganz besonders natürlich meine lieblings Kollegin. Im neuen Team ist alles anders. Alles wirkt so fremd, so steril. Den ganzen Tag schallt NDR1 Radio Sterbehilfe aus den Boxen der Radios auf den weißen Schreibtischen. Niemand außer der Zimmerpflanzen leistet mir Gesellschaft beim Frühstück. Das gleiche Bild auch beim Mittagessen. Es fällt mir schwer, neue Kontakte zu knüpfen, denn scheinbar hat niemand so richtig Interesse, die neue Kollegin kennen zu lernen. Immer und immer wieder frage ich mich, wohin die alte Melli verschwunden ist. Die, die den ganzen Tag wie ein Wasserfall vor sich hingequasselt hat. Die immer ein freudestrahlendes Lächeln auf ihren Lippen pflegte. Die hilfsbereit und engagiert durch jeden Tag ging.

Nun, ich kenne die Wahrheit. Ich habe mich einfach wohl gefühlt. Ich war ausgelastet und konnte genau der Mensch sein, der ich bin. Redegewandt und aufgeschlossen in fast jeder Situation. Hier am neuen Standort scheint niemand so richtig Wert auf Konversation zu legen. Auf das Zwischenmenschliche, das einen Arbeitstag versüßt. Jeder ist für sich allein. Und wenn ich es richtig beobachtet habe, dann sind auch so ziemlich alle zufrieden mit der Situation.

Ich bin mir noch recht unschlüssig, was ich davon halten soll. Denn von der positiven Seite betrachtete, es wird besser. Heute durfte ich zum ersten Mal alleine zeigen, was ich leisten kann. Und eigentlich bin ich recht überzeugt, das ich mich gut geschlagen habe. Schlimm wird es erst dann, wenn man nicht mehr die vielen Telefone klingeln hört, sondern selber denkt, das man das Telefon ist. Eine schräg klingende Logik die es jedoch am besten auf den Kopf trifft.

Ich habe den Abend genutzt um ein paar Mails auf ihre Reise zu schicken. Es ist schön ein virtuelles Postfach zu besitzen, wenn einen das Gefühl überkommt, das man etwas loswerden möchte. Zum Beispiel Worte, die einem schwer auf der Seele liegen.

3 Comments:

At 17. Februar 2007 um 15:04, Anonymous Anonym said...

Denke jegliche Veränderung fällt zu Beginn sehr schwer und besonders dann, wenn man sich in der alten Situation doch sehr wohl Gefühlt hat. Die ersten Tage im neuen Job sind sicher von Nervosität und Unsicherheit geprägt, sowohl was die fachliche Seite betrifft als auch das gesamte Umfeld. Vieleicht reagieren die neuen Kollegen auch zurückhaltend, weil sie selber unsicher sind und nicht wissen, was auf sie zukommt. Mit der Zeit wird sich deine momentane Situation sicher bessern und du wirdst dich wohler fühlen. Kopf hoch :-)

 
At 17. Februar 2007 um 18:12, Blogger Melli said...

@jung-ewig-sucht

...Danke

 
At 21. Februar 2007 um 02:48, Blogger Oles wirre Welt said...

NDR 1 - das Grauen hat eine Abkürzung... Hilfe! Mein Beileid! Und einen knackfrischen Strauß herzlichster Grüße gibt's dazu... ;)

 

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