Freitag, November 10, 2006

So knapp vor meinem Ziel

Kritisch lauschte ich dem Rauschen, dass aus allen Ecken des Zimmers hallte. Ein Geräusch, das die Fähigkeit besaß mich einzuengen. Das mich kleiner erscheinen ließ als die Kunstwerke, die ich hier herzustellen versuchte.

Vielleicht hatte ich dieses Mal zu voreilig gehandelt. Dabei wollte ich doch nur zuvorkommend erscheinen. Etwas Nettes für einen Kollegen basteln, der sich wohlmöglich ohne meine gute Tat in den Tiefen des Oldenburger Landes, bzw. des Ammerlands verirren würde.
Die Materialien waren schnell zusammengesucht...
Doch ich konnte nicht ahnen, wie viel Zeit und Nerven es in Anspruch nehmen würde, 600 Seiten zu kopieren.

Jede Bewegung erzeugte neue Schweißperlen auf meiner Stirn.
Zitternd legte ich Blatt für Blatt auf die steril wirkende Fläche, die mich stark an Bakterienbesiedelte Sonnenbänke erinnerte.
Ich war alleine in diesem unheimlich und steril wirkenden Raum. Die weiß gestrichenen Wände und das grelle Licht der Lampen raubten jedem Gedankengang die Faszination, der sich nicht mit dem Thema Papier beschäftigte.

Ich verstehe nicht, wie manche Menschen auf den Gedanken kommen, ihre zwei bis sechs Buchstaben auf das kopierende Medium zu legen. Frei nach dem Motto; Wer sich auf seinen Lorbeeren ausruht, trägt sie an der falschen Stelle.

Allein der Gedanke, solch´ eine Fotokopie atemberaubender Lorbeeren zu finden, löst ein unbehagliches Gefühl in mir aus. Vielleicht hat sich gerade in diesem Augenblick die Frage gelöst, weshalb dieser Raum keine Tür sein Eigen nennen konnte... *schmunzel*

Ich kann nicht mehr sagen, wie viel Zeit ich in diesem Raum verbracht habe. Vielleicht waren es Minuten.. ich tendiere jedoch ehr zu Stunden.
Es ist beängstigend, das eigene Zeitgefühl aufgrund eines mangelnden Fensters zu verlieren...

Ich erschrak, als ich plötzlich bekannte Gesichter in der nicht vorhandenen Tür entdeckte. Sie waren gekommen um mich zu retten. Doch ich lehnte ab. Zu groß war mein Verlangen, das angefangene Werk zu vollenden. Nur noch 30 Seiten trennten mich von meinem Ziel...
Was spielte es schon für eine Rolle, dass ich mich regulär schon lange im wohl verdienten Feierabend befand?

Doch wieder einmal kam alles anders, als ich es mir vorgestellt hatte.
Ich hätte fast alles dafür getan, um mein begonnenes Meisterwerk zu vollenden..
Doch schließlich war es der Kopierer, der mir einen Strich durch die frisch kopierte Rechnung zog.

Fehlendes Papier oder gar ausgetrockneten Toner hätte ich verkraften können. Doch die Bilder, die sich nun vor meinen Augen abspielten, waren mehr als grausam. Papierstau. Noch nie zuvor hatte ich solch eine wilde Verknotung gesehen.
Es lag nicht in meiner Macht, diesen Fehler zu beheben...
Ich war gescheitert. So knapp vor meinem Ziel.

2 Comments:

At 11. November 2006 um 16:07, Blogger chris said...

Ich stand auch im Stau, so knapp vor meinem Ziel. Nur noch eine Ausfahrt und ich hätte es geschafft ...

 
At 11. November 2006 um 18:39, Anonymous Anonym said...

Was wurde denn dort kopiert?
Wichtiges Wissen über das Oldenburger Ländle?

Ein Kopierer, der irgendwo einen Fitzel Papier im Getriebe hat kann wirklich *$R$%%§&&§§!!!!* sein!

 

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