Montag, Oktober 23, 2006

Der klingelnde Feind

Die letzte Nacht in meinem Hotelzimmer verlief ähnlich wie die erste, die ich hier verbracht hatte. Noch immer lauschte ich fremden Geräuschen, die von überall in mein Zimmer drangen. Noch immer stellte ich erschrocken fest, dass ich nur die wenigsten von ihnen zuordnen konnte.

Ich war an diesem Abend früh zu Bett gegangen. Hatte mich noch ein letztes Mal mit einer heißen 40 Minuten Dusche verwöhnt und mich anschließend in die große Spielwiese gekuschelt. Ich hatte es mir richtig gemütlich gemacht; Eines der Kopfkissen missbrauchte ich als Nackenhörnchen, während ich gespannt das Fernsehprogramm verfolgte. Schokolade und Eistee halfen mir dabei, mich nach diesem harten 12 Stunden Arbeitstag zu entspannen.

Als ich bemerkte, dass sich meine Augen nach Schlaf sehnten, griff ich nach der Fernbedienung und schaltete die Flimmerkiste aus. jetzt gab es nur noch mich, mein liebevoll zusammengestelltes Nest aus Schlafutensilien und das gleichmäßige Rauschen der Klimaanlage, die ich auf sonnige 25 Grad eingestellt hatte. Wenn es schon keinen Fön auf diesem Zimmer gab, dann musste es eine andere Möglichkeit geben, mein langes Haar zu trocknen....

Es dauerte nicht lange, bis ich im Reich der Träume verschwand.
Ich erinnere mich sogar noch an den Traum, der mich besuchte.

Alles wäre so schön gewesen.. doch plötzlich riss mich ein Geräusch aus der Welt, in die ich mich gerade einzuleben begann. Nein, es war weitaus schlimmer als ein simples Geräusch, dass mich aus meinen Träumen riss. Es war ein Klingeln.

Verschlafen drehte ich auf meine Seite. Strich mir müde über meine Augen und anschließend über meinen Hinterkopf. Ich konnte noch nicht lange geschlafen haben. Mein Haar war noch immer feucht von meinen endlosen Duschausschweifungen.

Blinzelnd suchte ich meinen Orientierungssinn zusammen und versuchte, die Quelle dieses Störgeräusches ausfindig zu machen. Es war das Telefon. Konnte es sein, dass ich eine falsche Weckzeit angegeben hatte...?!

Verschlafen schob ich die Bettdecke zur Seite und taumelte in Richtung des klingelnden Feindes.

"...ja..?"

"Hey Melli.. ich bin's. Ich konnte nicht schlafen.... da wollte ich Dich fragen, ob Du nicht Lust hast, noch einmal vorbei zu schauen. Noch ein wenig zusammen fernsehen oder vielleicht noch einmal an die Hotelbar.."

"..wie spät ist es...?"

"...22:45Uhr..."

"Bist du Dir eigentlich darüber im Klaren, dass Du mich geweckt hast?!"

"...o- ...oh...! Das wollte ich nicht. Tut mir wirklich leid.. ich wusste nicht, dass..."

"..schon gut..."

"Dann bis morgen früh... schlaf schnell wieder ein. Und träum was Schönes...."

"Ja.. ja..."

Leicht angesäuert legte ich den Hörer zurück auf seinen Platz. Während er nun friedlich weiter schlummern konnte, befand ich mich Meilenweit entfernt von der nächsten Traumfabrik. Ich ertappte mich dabei, wie ich anfing ziellos herumzulaufen. Ich ging zur Klimaanlage und drehte die Temperatur herunter. Dann schaltete ich erneut den Fernseher ein und legte mich zurück in mein Nest.

Als ich nach einer halben Stunde verzweifelt feststellte, dass ich noch immer nicht schlafen konnte, stand ich auf und fotografierte die Nacht.
Die Ergebnisse dieser schlaflosen Nacht möchte ich niemandem vorenthalten.

2 Comments:

At 24. Oktober 2006 um 18:43, Anonymous Anonym said...

Schöne Photos, schöner Schreibstil - gefällt mir :)

 
At 24. Oktober 2006 um 20:07, Blogger Melli said...

@concentrated
Vielen Dank, mysteriöser Unbekannter ...;)

 

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