Freitag, Februar 08, 2008

Multiplikator Melli - Teil 2

Meine Laune schien sich zu bessern, als ich am Pförtnerhäuschen vorbei war und die ersten Sonnenstahlen auf mein Gesicht fielen. Was für ein herrlicher Tag! Die Vögel zwitscherten und der Himmel war blau. Alles schien viel zu schön um den Kopf hängen zu lassen. Und doch hing er fast so tief am Boden, dass meine Nase gefühlt auf dem Asphalt schleifte. Ich fühlte mich einfach allein. Und einsam. Und irgendwie ausgeschlossen. Was interessierte es mich, das es wirklich jedem hier so erging? Ich konnte nichts daran ändern. Den anderen schien es doch egal zu sein, ob sie allein ihren Zielen hinterherjagten oder nicht. Aber mir war es nicht egal. Denn ich fühlte mich allein.

Meine Wege führten mich in die Fußgängerzone. Gibt es einen schöneren Ort um allein mit sich und seinen Gedanken zu sein? Im Stadtpark wird man von Enten beobachtet die einem den letzten Krümel aus der Tasche stehlen wollen. Im schlimmsten Fall laufen sie einem nach. Und im aller schlimmsten Fall sind sie Teil einer großen Entenfamilie, die alle fröhlich vor sich hin quaken und einen tollen Tag zusammen haben. ZUSAMMEN. Hier in der Fußgängerzone war wenigstens jeder für sich allein. Der optimale Ort also um allein und deprimiert die Zeit todzuschlagen. Dachte ich zumindest.

Ich hatte mir gerade den letzten Krümel meines Mittagessens in die Schnute geschoben. Starrte auf meine Uhr, und versuchte so langsam wie möglich einen Fuß vor den anderen zu setzten. Bloß nicht zu früh am Seminarraum sein. Bloß nicht zu früh der großen Folienkartoffel Dame gegenüber stehen, die meine Toilettenwitze nicht verstand.
Es bildete sich fast ein Lächeln auf meinen Lippen, als die Ampel genau vor meiner Nase rot wurde und ich stehen bleiben musste. Aber auch nur fast.

Doch was war das? Da hinten auf der anderen Straßenseite…diese Person, die genau wie ich die Klinkersteine der Fußgängerzone zu zählen schien. Ich bemerkte nicht, wie die Ampel auf grün sprang. Wie versteinert blieb ich stehen und beobachtete die Person, die immer nähr auf mich zukam. Was folgte war ein hey. Dann ein Lächeln. Und was das wirklich großartige daran war – es war das erste Lächeln an diesem Tag, das nicht gezwungen war, sondern sich wie von allein in mein Gesicht malte.

Und auch wenn die Person das nicht wissen konnte, so blieb sie bei mir. Schenkte mir ein Lächeln und eine ungeteilte Aufmerksamkeit. Hörte mir zu und nahm mich in den Arm. Es war genau das, was ich mir den ganzen Tag gewünscht und was mir die letzten Stunden so gefehlt hatte. Ich erzählte nicht von meinem miesen Tag. Versuchte drum herum zu reden und gerade das gelang mir ausgesprochen gut. Es kam mir vor, als würde die ganze Welt um mich herum für ein paar Minuten still stehen. Da gab es plötzlich keine Menschenmassen um mich herum. Und auch keine Hauptverkehrsstraße. Es gab nur diese Person und mich und die so perfekt scheinende Flucht aus dem so miesen und grauen Alltag. Und das war wunderbar. Gerade auch deswegen, weil ich merkte, dass es der Person genauso erging wie mir.