Freitag, Februar 08, 2008

Multiplikator Melli - Teil 1

Seufzend ließ ich meine Blicke durch den großen Saal schweifen. Da gab es EINEN schönen Tag im Februar, und ausgerechnet den musste ich in einem abgedunkelten Raum verbringen. Immer wieder starrte ich zu den 10 Meter hohen Fenstern und den 10m hohen Lamellen. Wer entwirft solche Räume? Planer und Architekten mit einer dominanten Ader, die sie zum Quälen armer Schulungsteilenhmer zwingt? Ich denke schon. Denn eine andere Erklärung will mir gerade nicht einfallen. Ich war hier her gekommen um Multiplikatorin zu werden. Endlich die Flucht vor der Zimmerpalme, von der ich so lange geträumt hatte. Aber warum hat mir keiner erzählt, wie unglaublich trocken und öde die Vorbereitungsarbeiten sein können?

Ich musste nur etwas nach links schielen um eine Frau in meinen Blickwinkel zu bekommen, vor der ich echt Angst hatte. Sie war geschätzt zwei Meter groß und hatte eine Ausstrahlung wie eine Folienkartoffel. Und das verrückte daran; wirklich jeder schien sie nett zu finden. Jeder. Außer meiner Wenigkeit. Ich hatte den ganzen Vormittag verzweifelt versucht ein Gespräch aufzubauen. Das konnte doch nicht so schwer sein. Dachte ich zumindest. Ich rede viel und gerne. Und eigentlich habe ich immer etwas zu erzählen. Doch diese Frau verschlug selbst mir die Worte. Und meine zweitklassigen Toilettenwitze schienen sie ehr abzuschrecken als ihr ein Lächeln zu entlocken. Seltsam. Dabei ziehen Toilettenwitze doch immer….

Gefühlt dauerte es zwei Tage bis die Mittagspause begann. Und auch wenn ich es unglaublich schade fand, es wunderte mich nicht, dass jeder seine eigenen Wege gehen wollte. Kein Gemeinsames Essen. Kein gemeinsames Beisammensein. Nur niemanden auf dem Flur ins Gesicht sehen. Er oder sie könnte ja schließlich beißen…Herrje

Auch wenn es mir schwer fiel, ich versuchte das Beste daraus zu machen. Geknickt und einsam verließ ich das Haus. Warum musste das so schwer sein? Lag es an mir? Strahlte ich eine gewisse unsympathie aus? Ich habe doch stets ein Lächeln bei mir. Und wenn nicht in meinem Gesicht, dann in meiner Stimme. Ich liebe Small talk und alles, was noch weiter geht. Gut..vielleicht sind meine Toilettenwitze nicht gerade die besten. Aber was spielt das für eine Rolle? Ich rede doch nicht den ganzen Tag von so etwas…