Dienstag, Januar 22, 2008

Seltsam..wie schnell doch die Zeit vergeht

Der Besuch beim Augenarzt war nur halb so furchteinflößend wie ich ihn mir vorgestellt hatte. Noch nie zuvor war ich bei einem Augenarzt gewesen. Dabei wäre das schon lange notwendig gewesen. Nachdem ich mir beim Optiker eine passende und sehr sexy wirkende Sehhilfe erschlichen hatte, schob ich den Termin für den Augenarzt immer weiter vor mich her. Versprach mir selbst, in der nächsten Woche anzurufen um einen Termin zu vereinbaren. Doch aus einer Woche wurden schnell zwei. Aus den zwei Wochen wurde ein Monat. Und ehe ich zwei Mal zwinkern konnte war ein halbes Jahr daraus geworden. Seltsam..wie schnell doch die zeit vergeht.

Aber was mache ich mir vor? In Wahrheit hatte ich eine mehr als gruselige Reportage im Fernsehen gesehen. Eine ganze Stunde voller furchteinflößenden Augenoperationen. Die Ärzte hatten Metallgestelle, die sie ihren Patienten ins Auge setzten. Ein Zwinkerschutz der stark an einen Campingtisch ohne Platte erinnerte. Wenn die Ärzte im Fernsehen so etwas hatten, dann hatte der Augenarzt um die Ecke bestimmt ähnliches Folterwerkzeug. Wenn nicht sogar noch schlimmeres. Ich hatte Angst vor Augenärzten. Angst vor dem Unbekannten und dem Unerwartbaren. Angst vor Metallgestellen im Auge und den kritischen Blicken vom Arzt, wenn er meine erschlichene Brille entdecken würde. Und all diese Dinge waren mehr als ausreichend um auf keinen Fall eine Augenarztpraxis aufzusuchen. Doch nun kam ich nicht mehr drum herum...

Selbst Stunden nach dem Tanken war mein Auge noch weit vom Normalbetrieb entfernt. Da war dieses Stechen, das gefühlt von Minute zu Minute stärker wurde. Ich hatte mein Auge schon so oft ausgewaschen, das selbst das andere brannte. Es wurde nicht besser. Ich war vollkommen machtlos.

Es ist mir ein Rätsel, wie ich die Nacht überstehen konnte. Und trotz Schmerzen im Auge quälte ich mich am nächsten Morgen die 35km zur Arbeit. Quälte mich das Treppenhaus hoch in mein Büro und quälte mich an meinen Schreibtisch. Aber auch wenn ich es versuchte, ich schaffte es nicht, mich auf meine Arbeit zu konzentrieren. Jeder zweite Gedanke schrie "Auge". Jeder dritte sehnte sich nach Linderung. Noch immer tränte mein Auge wie am Spieß. Und so kauerte ich unfreiwillig weinend an meinem Schreibtisch und erntete mehr mitleidige Blicke, als es mir lieb war. Es dauerte nicht lange, bis mir mein Kollege einen Zettel auf den Schreibtisch legte. Es war wie in der Werbung mit den Call-Center Männern die sich gegenseitig Abführmittel mit Smilies über den Schreibtisch schieben. Nur das ich keinen Smilie entzifferte, sondern die Nummer eines Augenarztes. Herrje…