Freitag, Oktober 26, 2007

Wollte er mich damit beeindrucken?

Manchmal denke ich, dass ich wirklich zu wenig Geld für das bekomme, mit dem ich täglich meine Brötchen verdiene. Habe ich schon erwähnt, dass ich nun als Sachbearbeiterin das Büro unsicher mache? Ja? Und das auch schon 27 Mal? Na gut...ich wollte nur noch einmal darauf hinweisen. Immer mal wieder klingelt das Telefon auf meinem Schreibtisch. Ich kann das Klingeln nicht leiden. Und was ich noch weniger leiden kann, ist das Telefon. Immer wieder rufen seltsame Gestalten an. Männer in der freien Wildbahn, die irgendwo auf verlassenen Feldern stehen und die Orientierung verloren haben. Ein kleiner Griff zum Handy und schon landen sie auf meinem Schreibtisch. In meinem Ohr. Und einer von ihnen ist ganz besonders merkwürdig.

Als er mich das erste Mal anrief, stand er mitten auf einer Hauptverkehrsstraße und suchte verzweifelt den Hausanschluss eines Kunden. Er erzählte, wo er sei, und was er suchen würde. Erzählte mir von den Dingen, die er dort sehen konnte. Einen Supermarkt und eine Modekette. Super. Es ist ja auch so, dass ich Fotos von allen Ecken der Welt in meiner Schreibtischschublade aufbewahre. Und das mein Schreibtisch die Größe von halb Niedersachsen besitzt. Und das sich die Fotos darin von ganz allein tagtäglich aktualisieren. Jeder der letzten drei Sätze war mehr als einfach nur ironisch.

Nachdem ich ihm mit ruhiger Stimme von den Hilfsmitteln erzählte, mit denen ich ihm helfen konnte, bat ich ihm erst mal das Du an. Nichts ist schlimmer als ein leicht verwirrt klingender Anrufer, mit dem man sich im schlimmsten Fall zwei Stunden siezen muss. Ich erfuhr, dass er Nick heißt. Nick…eigentlich Nicolas. Aber ich könnte, dürfte und sollte ihn doch Nick nennen. Gut..wenn der Herr darauf bestand. Und wenn das sein einziger Wunsch war….

Nick war hellauf begeistern von den Möglichkeiten, die ich an meinem Schreibtisch hatte. Hoch motiviert fragte er mir jeden Pixel vom Bildschirm. Jede Linie und jeden Buchstaben. Verglich es mit einer Schatzsuche auf einer Piratenschatzinsel und schwärmte, dass er sogar einen Kompass dabei hätte. Wollte er mich damit beeindrucken? Mit einem Kompass??

Von meinem Schreibtisch aus lotste ich ihn zur rechten Ecke des Hauses vor ihm. Schickte ihn acht Meter in Richtung Norden und fünf Schritte in Richtung Westen. Und siehe da..Problem gelöst. Über glücklich jubelte er vor sich hin, so dass ich das Telefon ein Stück weit von meinem Ohr entfernt halten musste. So viel Freude über einen gefundenen Hausanschluss. Er ruft wieder an, sagte er neben herzlichen Dank bevor ich das Telefon endlich wieder zurück legen konnte. Er ruft wieder an. Juhu. Und wieder spricht die pure Ironie aus mir.

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2 Comments:

At 27. Oktober 2007 um 01:18, Blogger enthevee said...

Schön das es "dich" und deinen BLogg noch gibt ^^


Gruß En

 
At 28. Oktober 2007 um 12:18, Blogger Melli said...

@En
Schön, dass Du mich und meinen Blog immer mal wieder besuchen kommst :)

 

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