Sonntag, August 19, 2007

..also das war wirklich zu viel

Manchmal frage ich mich, ob ich bestimmte Situationen anziehe. Es war ein ganz normaler Tag im Büro. Die Mittagspause näherte sich immer mehr ihrem Höhepunkt, während ich hektisch in meinem Kleingeld wühlte. Die Sonne schien durch die schmalen Ritzen der Jalousien in mein Büro und erwärmte dieses mehr und mehr auf die Temperatur einer Sauna. Jetzt wollte ich nur noch nach draußen. Das Wetter war einfach zu schön, um die Pause im Mief des Vormittags zu verbringen. Ohne lange darüber nachzudenken, griff ich nach einer Hand voll meines Kleingeldes und schlenderte aus den vier Wänden, die mich den Tag über gefangen gehalten hatten. Ohne zu zögern zog ich die Tür meines Büros ins Schloss…drehte mich um..und da war er.

Groß, mit dunklem, elegant gestyltem Haar und tiefblauen Augen. Der wahrscheinlich wichtigste Mann im ganzen Gebäude. Zumindest, wenn es nach der Rangordnung ging. Ohne zu zögern drehte er sich zum mir, setzte sein schönstes Lächeln auf und sagte Hallo. Huch. Also damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Wie es der Zufall wollte, kreuzten sich nicht nur unsere Wege, sie führten uns auch noch in die gleiche Richtung des Flurs. Und genau ab dieser Zeile fängt es an, peinlich zu werden.

Wir hatten nur ein paar knappe Worte gewechselt. Nachdem er einen schlechten Witz über die Mittagspause gerissen und ein leicht gezwungenes Lächeln von mir geerntet hatte, lief er ein Stück weit voraus und ich schräg dahinter. Auch wenn ich mir Mühe gegeben hätte, so war ich ganz und gar nicht an einem Gespräch interessiert. Viel zu sehr waren meine Gedanken in die Pause abgeschweift. Und als er dann auch noch von einem Artikel in irgendeiner trockenen Manager Zeitung erzählte, die er gelesen hätte.. also das war wirklich zu viel.

Ohne auch nur eine Miene zu verziehen, blieb ich hinter ihm und ließ ihn erzählen. Das war nicht nur praktisch, sondern auch genial. Er drehte sich kein einziges Mal zu mir um. Er erzählte einfach. Von Worten und Zeilen..von Aktionären und Tieren an der Börse…

Und genau dann passierte es. Plötzlich war er weg. Verdutzt blieb ich stehen und ließ meine Blicke durch den dunklen Flur schweifen. Wo war er hin? Hatte er sich in Luft aufgelöst oder waren meine Wünsche betreffend der Mittagspause in Erfüllung gegangen? Nein..das konnte nicht sein. Ich befand mich immerhin noch immer in diesem Flur und nicht auf einer traumhaften Karibikinsel mi Palmen und Hula- Männern.

Aber auch wenn ich ihn nicht sofort entdeckte, so konnte ich etwas hören. Vorsichtig ging ich einen Schritt zurück und blickte den langen Gang zur Kantine hinunter. Und genau da war er. Er war abgebogen. Und das, ohne zu wissen, dass ich nicht mehr hinter ihm war. Und er erzählte.. und erzählte.. und erzählte…

Es war zu spät, um ihm irgendwelche Worte hinterherzurufen. Er war inzwischen mehr als 10 Meter von mir entfernt. Oha… was sollte ich tun? Ihm hinterherlaufen und so tun, als wäre nichts passiert? Nein.. das ging nicht. Meine Laufgeräusche hätten mich verraten. Ich hätte ihn rufen können und eine schöne Mittagspause wünschen können. Doch das war irgendwie zu schräg und hätte mich darüber hinaus auf einer Schleimspur der größten Ausführung ausrutschen lassen.

Also endschied ich mich für das einzig richtige. Ich ließ ihn laufen. Und erzählen.
Mit einem breiten Grinsen verließ ich das Gebäude und schlenderte nach draußen. Hinaus in die Freiheit.

Was hätte ich nicht alles dafür gegeben, um sein Gesicht sehen zu können. Genau in dem Moment als er bemerkt hat, das ich nicht mehr hinter ihm war…

1 Comments:

At 29. August 2007 um 23:28, Blogger Oles wirre Welt said...

Kleine Spionagekameras hättest Du doch noch schnell montieren können. :)

 

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