Montag, Juli 03, 2006

Getreue Untertanen

Die letzte Berufsschulwoche vor den Zeugnissen hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt. Ich freute mich auf Stunden voller Langeweile.
Jegliche Heldentaten waren vollbracht, alle Arbeiten geschrieben und jedes erdenkliche Wort gesagt, dass etwas am Endergebnis hätte ändern können. Was konnte schon passieren? Auch wenn heute Montag ist, so war die Woche eigentlich bereits mit dem Klingeln zur ersten Schulstunde vorbei.




In meinen Gedanken malte ich mir aus, wie ich Stundenlang auf meinem Platz sitzen würde…. Im besten Fall würde ich den Tag damit verbringen, mein antikes Telefon anzustarren. Vielleicht würde ich sogar im Verlauf des Tages das ein oder andere Wort, mithilfe dieses Gerätes, zu Papier bringen.


Doch das wieder alles anders als geplant kommen würde, wusste ich bereits, als ich meinen ersten Fuß in das Klassenzimmer setzte. Was war das? Sollte es wirklich vorgesehen sein, dass wir den Tag mit verstecken spielen verbringen? Alles deutete darauf hin, dass jemand über Nacht das Zimmer von außen gepackt und wie einen Würfelbecher geschüttelt hatte.
Von jetzt auf gleich biss einem ein Geruch so doll in die Nase, dass man am liebsten weglaufen wollte. Staub, Dreck und Müll von Generationen, der bis zum heutigen Tag, hinter Schränken auf seine Befreiung gewartet hatte, kam plötzlich zum Vorschein.
Keine Steckdosen. Kein Strom. Keine Rechner. Keine Möglichkeit in die Weiten des www´s einzudringen um all dies um sich herum zu vergessen.
Arbeitsbeschaffungs- oder Sparmaßnahme?

Zwischen dem Chaos fand ich nach einiger Zeit meinen Platz, der mit leuchtend Roten Klebern zu einem mehr als unproduktiven Ort gemacht worden war.
Nichts ahnend setzte ich mich zwischen altem Holz und Umzugskartons und ließ das Schicksal auf mich zukommen. Bloß nichts anfassen… hier fraßen sich die frei- radikalen Keime bereits gegenseitig auf.

Schmunzelnd beobachtete ich, wie sich ein Kollege in einen dunklen Schrank verzog und die Tür hinter sich schloss. Wenigstens einer von uns hatte einen Ort der Zuflucht aus diesem Chaos gefunden.

Ein anderer hob die Hand und fragte, ob er zur Arbeit in seinem Betrieb gehen dürfte.
Die Antwort lautete nein.
Von Unterricht fehlte jede Spur. Nerven lagen Blank, die Lehrkräfte schienen wie so oft mehr als Überfordert mit den aktuellen Geschehnissen.

Und als hätte ich es nicht schon geahnt ….
..so bestand unsere Tagesaufgabe doch tatsächlich in der Beseitigung dieses Chaos.
Mit gemischten Gefühlen fand ich mich mit der Situation ab. Was blieb mir denn auch anderes übrig?!

Bei gefühlten 35 Grad brannte jeder Sonnenstrahl, der durch die dreckigen Fensterscheiben drang, Löcher in die Haut. Mit Schweiß auf der Stirn schleppten wir Monitore, Rechner, Tische….. so viel und so weit uns unsere Füße tragen konnten, von einem Gebäude in das nächste. Keine Rücksicht auf Verluste….
Der Raum, in dem sich unsere Taschen befanden, war selbstverständlich abgeschlossen. Es bestand keine Möglichkeit an die ersehnte Wasserflasche zu gelangen …. Sie wollten uns quälen.
Ich übertreibe nicht, wenn ich nun erzähle, dass wir einen König an unserer Spitze hatten. Mit Krone und Zeptar überblickte er das Geschehen sitzend von einem Schrank aus. Es herrschte ein Klima wie im alten Ägypten. Während er kommandierte, vollendeten wir die Pyramide.
Und als sich der lange Tag dem Ende neigte, gab es als “Dankeschön” doch tatsächlich für jeden ein Eis. Oh… ein Eis. <-- Punkt. Wie überaus großzügig……

1 Comments:

At 5. Juli 2006 um 15:51, Anonymous Anonym said...

Naja... also das mit dem König.... Das war ein Hofnarr! ;-)

 

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