Montag, Juli 24, 2006

Sie sind überall

Wahrscheinlich hatte ich den Bericht im Radio etwas zu ernst genommen. Aber hatte ich denn eine andere Wahl? So besaß der Moderator am anderen Ende der Leitung scheinbar das gleiche Wissen über Paderborn wie ich. Solche Menschen muss man einfach ernst nehmen…. *schmunzel*

Ich saß also im Auto und mein linkes Ohr klebte förmlich an den Lautsprecherboxen nahe der Tür um den Lauten des Radiomannes zu lauschen. Gut, vielleicht war es auch einfach mal wieder zu heiß und das unlösbare kleben wurde durch die Hitze hervorgerufen… *g*

Das Thema dieser spannenden Sendung lautete: “Wie viel Arbeit nehmen sie mit in ihren wohl verdienten Urlaub.”

Ein Radiomoderator, eine Psychologin und Unmengen an Anrufern, die mit Tränen in den Augen und wimmern in ihren Stimmen von den alltäglichen Problemen im eigenen Heim zur Urlaubszeit erzählten.
Wahrscheinlich hatten die meisten von ihnen selbst auf der Toilette riesige Schränke, bis zum Rand gefüllt mit Akten und Klodeckel mit Fotodruck des eigenen Schreibtisches.

Das einzige, dass mir dabei durch den Kopf ging, waren die Worte; “Melanie, solch etwas könnte Dir niemals passieren. Zwar liebst Du deine Arbeit über alles, doch trotz alledem kannst Du Dich gut und gerne drei Wochen von ihr trennen….. vollständig trennen.”
Wie ich mich doch geirrt habe.


Voller Vorfreude fand ich mich Samstag Abend in meinem Auto wieder. Wie könnte man (öhm..Frau) den ersten Urlaubstag besser zelebrieren, als mit einer Tour durch das Oldenburger Nachtleben, in netter Begleitung und dem ein oder anderen kühlen Getränk?! Ein paar nette, junge und leicht bekleidete Männer beschauen, zu leichten Rhythmen mit dem Hintern schwingen.. Genau so stellte ich ihn mir vor. Den perfekten ersten Urlaubstag. Genau wie im Radio befohlen würde mich nichts an das große T erinnern.

Zugegeben.. nichts außer ein paar Gedankengänge über bezaubernde, schwarze Alfa Romeo Cabriolets die mir seit Freitag Nachmittag einfach nicht mehr aus dem Kopf gehen wollten. Aber das ist eine andere Geschichte. *schmunzel*


Nach einigen Stunden fand ich mich nahe der Tanzfläche in einer kleinen Oldenburger Disco wieder. Voller Begeisterung schwang ich meinen Hintern zu leichten Rhythmen, in meiner Hand das kühle Getränk und meine Blicke, die auf dem Hintern und dem weit aufgeknöpften Hemd des fremden Vordermannes gerichtet waren, erledigten den Rest zur nahezu perfekten Urlaubsstimmung.

Doch plötzlich entdeckte ich etwas, dass meine Blicke abschweifen ließ… ein bekanntes Gesicht betrat mein Blickfeld. Doch es war zu dunkel, ich hatte keine Chance, ihn auf den ersten Blick zu erkennen. Er nährte sich mir unaufhaltsam.. Zahnräder in meinem Kopf begannen zu laufen.. woher kannte ich diesen Mann nur…??

Als er mir so nahe war, dass ich ihn einnorden konnte, traf mich der Schlag.
Ein T Mann. Nein; noch schlimmer; ein IT-Systemelektroniker…..
Ahhhhhhh!!

Von der einen Sekunde zur anderen liefen mir Bilder eines Toilettendeckels mit Fotodruck des eigenen Schreibtisches durch den Kopf.
Ein knappes Lächeln in seine Richtung, dann drehte ich mich um.
Doch was war das?
Dort hinten an der Bar… der Mann im rosa- schwarz gestreiften Hemd…. noch ein Mann des großen T´s!! Dieses Mal ein IT-Systemkaufmann.
Das durfte doch nicht wahr sein.

Noch schlimmer als ein Fotodruck auf dem stillen Örtchen ist Arbeitserinnerndes an sich, dem man bei jedem Gang zur Porzellanabteilung über den Weg läuft und Hallo sagt.

Sonntag Abend entdeckte ich T Mann Nummer drei am Ocholter Bahnhof.

Bleiben doch eigentlich nur zwei Optionen offen; entweder ich werfe das Radio aus dem Fenster, oder ich stoppe endlich meinen zu stark ausgeprägten Kaffeekonsum.
Für welche der beiden Optionen ich mich entscheiden werde?
Ich überlasse es Dir….